Marktgrafschaft Brandenburg-Bayreuth

Infanteriegewehr M 1740


Geschichte


Text aus A. Wirtgen; Die preußischen Handfeuerwaffen 1700 -1806, Supplementband, Bissendorf, 2007, S. 68-70

Zu Kap. 5.1.3.2. Infanteriegewehr M 1740 für Marktgrafschaft Brandenburg-Bayreuth, Sammlung Grunewald

Diese Gewehr liefert einen weiteren Beweis dafür, dass die preußische Gewehrfabrik Potsdam/Spandau auch an ausländische Staaten mit Waffen beliefert hat, wobei allerdings Brandenburg-Bayreuth zur „Verwandtschaft“ gehörte. Die Waffe entspricht fast in allen Teilen dem in der preußischen Armee eingeführten Infanteriegewehr von 1740 mit folgenden Abweichungen: Der hintere Riemenbügel sitzt hier am vorderen Teil des Abzugsbügels, der Messingbeschlag an der unteren Kolbenseite ist ungewöhnlich und der doppelte Balluster im hinteren Drittel des Laufes sind an Gewehren des Musters 1740 sonst nicht zu finden.

Auch die Güteprüfung dieses Gewehres wurde in Preußen durchgeführt. Auf dem Pulversack des Laufes sind die drei stilisierten preußischen Adler als Zeichen der Beschuss probe eingeschlagen. Auf dem Schlossinnenblech befindet sich links ein Abnahmeadler. Auch auf der Laufunterseite ist ein solcher Adler zu finden; ebenso auf dem Schweifteil der Schwanzschraube.

Dass Schlossblech trägt die Bezeichnung „POTZDAMMAGAZ“, auf der unteren abgeschrägten Seite die Herstellerbezeichnung „S et D“. Im Schlosssinnenblech befindet sich das Meisterzeichen “CFB“ im Rechteck. Das Daumenblech ist mit folgender Gravur unter Krone versehen: „CFACMZB“ = Christian Friedrich Alexander Carl Markgraf zu Brandenburg. Möglicherweise ist diese Waffe bei der Garde als Präsentiergewehr verwendet worden, da der Messingbeschlag an der Innenseite des Kolbens mit dazu beitragen sollte, dass dem Betrachter ein „glänzendes Bild“ der Truppe zu vermitteln.

Das Gewehr hat einen doppelten Balluster im hinteren Drittel des Laufes. Der hintere Riemenbügel sitzt abweichend vom Gewehr 1740 hier an vorderen Abzugsbügel. Die Schlange hat abgeschrägte Kanten und ragt erhaben aus dem Schaft.

Kolbenblech mit Verlängerung an der oberen und unteren Kolbenseite in Abweichung zum Gewehr 1740.

Text Udo Lander:

Das ab dem Jahre 1740 in Potsdam-Spandau neugefertigte, preußische Infanteriegewehr M 1740 wurde ohne Veränderungen bis 1773 hergestellt und war somit das Rückgrat der friderizianischen Infanteriebewaffnung in den Schlesischen Kriegen und im Siebenjährigen Krieg.

Das hier vorgestellte Gewehr entspricht dem preußischen Vorbild, wurde aber von der Potsdamer Gewehrfabrik für die Markgrafschaft Ansbach Bayreuth unter dem Regenten Christian Friedrich Carl Alexander gefertigt. Es diente ganz offensichtlich als Präsentiergewehr bei der Bayreuther Garde du Corps, anders ist die dekorative Messingverzierung der Kolbenunterseite nicht zu erklären. Da beim Präsentieren die Gewehre von den Posten mit der Unterseite zum Betrachter gehalten wurden, war eine „schöne“ Ansicht nach damaligem Verständnis unverzichtbar, weswegen auch die Kolbenunterseite mit hochglanzpoliertem Messingbeschlag versehen worden ist.


Christian Friedrich Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach (* 24. Februar 1736 in Ansbach; † 5. Januar 1806 in Schloss Benham bei Speen in England) war der letzte Markgraf der beiden fränkischen Markgraftümer Brandenburg-Ansbach (seit 1757) und Brandenburg-Bayreuth (seit 1769) aus dem Haus der Hohenzollern.


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