Preußen - Kavalleriekarabiner mit gezogenem Lauf 1787


Geschichte


Text aus A. Wirtgen; Die preußischen Handfeuerwaffen 1700 -1806, Supplementband, Bissendorf, 2007, S. 167-169

Zu Kap. 6.2.4. und 6.3.3 Kavalleriekarabiner mit gezogenem Lauf 1787.

Sammlung Grunewald

Peter Galperin berichtete 1977 im DWJ über einen ausgewöhnlichen Fund. Ihm war es gelungen, von einem französischen Sammler einen bis dahin nur in der Literatur bekannten altpreußischen Kavalleriekarabiner mit gezogenem Lauf zu erwerben. Erließ die Waffe, an der wesentliche Teile fehlten fachgerecht restaurieren, soweit dies an Hand des vom Verfasser veröffentlichten Fotos von Kling und der Zeichnung von Dieter Lehner möglich war. So blieb es nicht aus, dass dabei einige Fehler unterlaufen sind, die aber den Gesamteindruck der Waffe nicht wesentlich beeinträchtigen. Nicht ganz gelungen ist die Neufertigung der Laufstange, die in der Schleife zum Befestigungsring am Schaft einen etwas anderen Verlauf nimmt. Inzwischen ist die Waffe über einen weiteren Sammler in den Bestand der Wehrtechnischen Studiensammlung gelangt. In den letzten Jahren konnten infolge neuerer Forschungen – nicht zuletzt durch die Wiedervereinigung unseres Vaterlands bedingt – weitere Realstücke dieses Musters entdeckt werden. Davon befinden sich zwei in Privatbesitz und ein weiteres im Bestand des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Die Untersuchung an diesen Exemplaren bestätigten die bisher schon vom Verfasser vorgetragenen Meinung, dass neben den Neufertigungen in der Gewehrfabrik Potsdam/Spandau entsprechend der KO vom 23. Oktober 1787 auch Umänderungen der bisher von den Dragonern seit dem Siebenjährigen Krieg geführten langen Husarenkarabiner mit gezogenem Lauf in Waffen des neuen Musters von 1787 (Erlass des Oberkriegskollegiums vom 12. April 1788 an die Dragonerregimenter) durchgeführt worden sind. Dabei wurde der Lauf um etwa 100 mm abgeschnitten und die neue Schäftung daran angepasst. Alle sonstigen Teile fanden dabei wieder Verwendung. Die Form der neuen Laufstange wurde so gewählt, dass die Waffe nach dem Schuss mit dem Lauf nach oben am Karabinerhaken hing. Dadurch wurde nicht nur der Verlust des Ladestocks vorgebeugt, sondern auch den Beschwerden der Regimenter abgeholfen, dass bei der alten Form der Laufstange der Lauf in die Beine der Pferde geriet, Reiter stürzten und letztlich in Gefangenschaft gerieten.

Die Karabiner des neuen Musters von 1787 wurden nun von den Dragonern und Kürassieren geführt und zwar bei den Kürassieren je zehn pro Eskadron und bei den Dragonern wurden zwölf Reiter je Eskadron mit dem neuen Karabiner mit gezogenen Lauf ausgerüstet.


Friedrich Wilhelm I. in Preußen im Harnisch mit Hermelinmantel, Marschallstab sowie Bruststern und Schulterband des Schwarzen Adlerordens (Gemälde von Antoine Pesne, um 1733)


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