Das Preußisches Infanteriegewehr M 1839/55 UM


Geschichte


Das Infanteriegewehr M/39 wurde ab 1855 nach dem System Miniè abgeändert.

Angesichts der von der Krim ausgehenden, auch für Preußen greifbaren Kriegsgefahr suchte die preußische Armee 1855 eine schnelle Möglichkeit sämtliche Infanteriewaffen mit gezogenen Laufen auszurüsten. Eine Kommission entschloss sich sehr rasch für das wegen des großen Kalibers besonders geeignete System des französischen Capitains Minie. Man ordnete entsprechende Versuche mit auf das System Miniè geänderten Gewehren in Suhl und Spandau an. Schon am 20. März 1855 fiel der Entschluss zur Umrüstung der glattläufigen Infanteriegewehre und nach einer kurzen Phase der Umstellung der Maschinen in Suhl und Einrichtung von Umänderungswerkstätten in den großen Garnisonen Berlin, Potsdam. Stettin, Breslau. Neiße, Posen, Danzig. Magdeburg, Köln und Wesel begannen die Aptierungsarbeiten im .Juli 1855. Bereits im August 1856 war die Umänderung von 220.000 Gewehren M 1839 beendet und im Dezember desselben Jahres waren auch 80.000 Gewehre M 1809 UM mit gezogenen Läufen versehen. Bei den Aptierungsarbeiten wurden den Läufen fünf flache, nur 0,26 Millimeter tiefe Züge eingeschnitten, das Standvisier auf der Verlängerung der Schwanzschiraube wurde abgeschliffen und ein neues Visier mit Messingklappe zum Ausziehen wurde auf den Lauf gelötet. Darüber hinaus versetzte man das Korn vom Lauf auf den vorderen Bund des ersten Laufringes.

Im Krieg gegen Österreich 1866 führten Preußische Landwehrregimenter noch das Infanteriegewehr M/39/55 UM.

Die offizielle Bezeichnung in den Vorschriften und der Literatur lautete damals:

Das gezogene Infanterie-Gewehr M/39

Die heute gebräuchliche Bezeichnung Infanteriegewehr M 1839/55 UM ist eine neuzeitliche Schöpfung.

Da fast alle Bestände von dieser Aptierung erfasst wurden, findet man heute auf dem Sammlermarkt kaum noch nicht abgeänderte Gewehre M/39 mit glattem Lauf und Standkimme.

Das System Miniè

1849 legte der Capitän-Instructor der Schießschule zu Vincennes Claude-Etienne Minié (1804 – 1879) ein Geschoß vor, das sich durch Wirkung des Gasdrucks dem Laufkaliber anpasste, den Spielraum im Lauf überwand, sich in die Züge presste und somit die Führung im Lauf erhielt. Am Geschoßboden saß ein Treibspiegel aus Eisen, Culot genannt, welcher in die leicht konische Vertiefung des Geschosses eingelassen war. Die Pulvergase wirkten auf die nach rückwärts gerichtete Höhlung des Culots und trieben ihn wie einen Keil tiefer in den Expansionsraum des Geschosses noch ehe dieses in Bewegung gesetzt wurde. Das von Miniè konstruierte Gewehr war mit 4 flachen Progressivzügen versehen, das heißt die Züge sind am Pulversack am tiefsten und werden nach der Mündung zu nach und nach flacher. Die Schwanzschraube hatte weder Dorn noch Kammer. Die Vorteile gegenüber dem Stiftgewehr waren, einfacheres und schnelles Laden, geringeres Verschleimen und leichtes Reinigen des Laufes.



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