Württembergischer Infanterie-Säbel von 1806


Geschichte


Als am 30. Oktober 1816 König Friedrich I. starb, folgte ihm sein ältester Sohn König Wilhelm I. (geb. 27. September 1781), auf dem Thron.

Zur Verminderung der Steuerlast schränkte König Wilhelm zunächst die Hofhaltung ein; vor allem aber musste beim Heerwesen gespart werden. Dies lief auf eine Verkleinerung des Armeekorps hinaus.

Ein Erlass des Königlichen Kriegsdepartments vom 22. April 1817 setzte die Formation des Königlichen Truppenkorps neu fest:

Die Reiterei wurde in eine Schwadron Leibgarde, eine Schwadron Feldjäger und vier Linienregimenter eingeteilt. Die vier Linienregimenter bilden zusammen eine Division zu zwei Brigaden. Die Infanterie wurde in acht Linienregimenter, geführt von zwei Divisionen zu vier Brigaden, und ein Garnisonsbataillon zu zwei Kompanien auf dem Hohenasperg gegliedert. Sieben Geschütz- und Ouvrierkompanien bildeten die Artillerie. Die Pionierkompanie wurde wieder errichtet und dem neuorganisierten Generalquartiermeisterstab unterstellt.

Die Bewaffnung der Infanterie-Regimenter bestand aus dem Steinschlossgewehr mit Bajonett und dem schon früher getragenen kurzen Säbel mit eisernem Griff in schwarzer Lederscheide. Im Felde sollte beim zweiten Glied der Säbel durch ein kleines Beil ersetzt werden. Nach einer Aufstellung aus dem Jahre 1817 waren noch 16210 Säbel für die Infanterie und Artillerie vorhanden. Beile waren nicht vorhanden. Für die doppelte Ausrüstung waren 16408 Säbel und 10000 Beile erforderlich. Es fehlten also 198 Säbel und 10000 Beile.

Mit der Reorganisation der Armee im Jahre 1817 wurde festgelegt, die Infanterie solle je zu einem Drittel mit Säbeln, Beilen und Faschinenmessern ausgerüstet werden. Gleichzeitig wurde verfügt: Beschaffung neuer Seitengewehre nur bei Bedarf. Infanteriesäbel waren reichlich vorhanden, es brauchten also keine weiteren mehr beschafft zu werden. Im Felde sollte beim zweiten Glied der Säbel durch ein kleines Beil ersetzt werden.

1858 betrug der Vorrat an Faschinenmessern 12961 Stück. Zum Sollbestand von 16102 Stück fehlten nur noch 314. Deshalb sollten laut Verfügung des KM vom 27. April 1858 die Säbel abgeschafft und durch 1/3 Beile und 2/3 Faschinenmesser ersetzt werden. Die abgenommen Säbel sollten in brauchbarem Zustand erhalten werden.

Die Säbel wurden im Krieg 1870/71 im Garnisonsdienst nochmals reaktiviert. Dies wird sehr treffend von Konrad Kümmel, einem Kriegsfreiwilligen in seinem Buch:

In Königs Rock 1870-1871 – Ernstes und Heiteres aus dem schwäbischen Garnisonsleben während des großen Krieges beschrieben. Dort berichtet er auf Seite 187:

Die Mehrzahl trug als Seitengewehr das sog. Faschinenmesser, an dessen Scheide auch das (abnehmbare) Bajonett seinen Platz hatte, andere aber, besonders von den später Eingerückten, wurden mit längerem leicht gebogenem sog. Polizei- oder Heusäbel ausgerüstet – endlich die Pioniere und außer ihnen noch verschiedene andere waren mit Beilen beschert, deren Stile höchst prosaisch den Säbel vorzustellen hatten.

In der neueren Literatur wird der Säbel mit der Jahreszahl 1806 bezeichnet. Die Einführung im Jahre 1806 wurde biser nicht belegt; in den Vorschriften wird er schlicht und einfach als Infanterie-Säbel bezeichnet.


Württembergischer Infanterist um 1870 mit den alten Säbel.
Württembergischer Infanterist im Rang eines Rottenmeisters um 1870 mit den alten Säbel.


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