Das Württembergische Zündnadelgewehr M 68

aptiert nach Beck


Geschichte


Obwohl 24200 Gewehre 1857 in Zündnadelgewehre 1857/67 umgeändert wurden, war damit der Kriegsbedarf der Infanterie nicht gedeckt. Um den fehlenden Bedarf zu decken, wurde 1868 ein neues Zündnadelgewehr Mod. 68 genehmigt und 12000 Stück in der Gewehrfabrik Oberndorf gebaut. Es ist etwa baugleich mit dem preußischen Zündnadelgewehr M/62, nur hat es das Schloss der Zündnadelbüchse M 65 und vor der Aptierung noch das alte Quadrantenvisier des Gewehrs 1857. Brauner Lauf, Messinggarnitur, Kolbenkappe aus Eisen, Formen von Abzugsbügel und mittlerer Laufring wie am Gewehr 1857/67. Entladestock mit kugeligem Kopf. Ein gebräuntes Bajonett mit einer Gesamtlänge von 575 mm, welches wie bei preußischen Zündnadelgehwehr M/62 am Korn fixiert wurde.

Verträge:

Vertrag vom 15. Oktober 1868 mit der Gewehrfabrik Oberndorf über die Lieferung von 6000 Zündnadelgehwehren Mod. 68:

§1 Die K. Gewehrfabrikverwaltung Oberndorf übernimmt die Lieferung von 6000 neuen Zündnadelgewehren nebst Zubehör nach gegebenem Muster. Beim Zubehör werden auf 5 Gewehre gerechnet: 1 Kammerreiniger, 4 Schraubenziehergriffe, 5 Schraubenzieher und 5 Nadelrohrreiniger mit Stift, somit sind zu liefern:

1200 Kammerreiniger

4800 Schraubenziehergriffe

6000 Schraubenzieher

6000 Nadelrohrreiniger mit Stift

Am 18 Februar 1869 wurde ein weiterer Vertrag mit der Gewehrfabrik Oberndorf über die Lieferung von weiteren 6000 Zündnadelgehwehren Mod. 68.

Produktionszahlen des Zündnadelgewehrs M 68:

Von dem Zündnadelgewehr Mod. 68 wurden in der Gewehrfabrik Oberndorf insgesamt 12000 Gewehre hergestellt.

1. Lieferung : 1868/69: 3012 Stück, 1869/70 : 2988 Stück

2. Lieferung : 1869/70: 3472 Stück, 1870/71 : 2528 Stück

Die Arbeiten wurden in der staatlichen Gewehrfabrik Oberndorf durchgeführt. Es wurden aber auch wie schon bei dem Gewehr 1857/67 Teile von privaten Fabrikanten und Handwerkern bezogen; so zum Beispiel:

Die Gussstahlläufe bei der Firma Berger & Cie, Witten an der Ruhr,

Bajonette und Entladestöcke von Chr. Schilling in Suhl,

Kolbenkappen und Laufringe bei A. Scholtz in Stuttgart, und

Spiralfedern bei der Gewehrfabrik Spandau.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurden auch in Württemberg die Zündnadelgewehre mit dem verbesserten Verschluß nach Beck versehen, so auch das vorliegende Stück.

Aptierung nach Beck

Bereits 1868 konnte der preußische Werkführer Beck ein verbessertes Zündnadelschloss entwickeln. Dabei wurde der Lauf durch eine Kautschukdichtung im Verschluss gasdicht abgeschlossen. Der in die Luftkammer reichende Teil des Nadelrohres wurde abgeschnitten und durch einen beweglichen Stahlpuffer ersetzt, der durch eine Schraube im vorderen Kammerteil festgehalten wurde. Unter diesem Puffer lag die Kautschukdichtung.

Für das aptierte Zündnadelsystem wurde auch eine neue Patrone eingeführt. Sie enthielt ein auf 21g erleichtertes, verkleinertes Langblei im Kaliber 12 mm mit einer Länge von 24,6 mm. Es war damit gelungen, aus den großkalibrigen Gewehren ein kleinkalibriges Geschoss zu verschießen. Auch der Boden der Patrone wurde verstärkt und zwischen zwei Lagen Papier ein gefettetes Leinenscheibchen mit kreuzförmigem Einschnitt für den Nadeldurchgang eingelegt. Das Fett sollte die Zündnadel kühlen und reinigen. Da die Pulverladung unverändert (4,8 g) blieb, erreichte das um 30% erleichterte Ge-schoss eine deutlich höhere Anfangsgeschwindigkeit. Sie steckte die Flugbahn und erweiterte den Wirkungsbereich von 800 auf 1200 Schritt.

Für die neue Patrone wurde auch ein neues Visier benötigt. Das alte Quadrantenvisier wurde durch das preußische Visier ersetzt. Dieses hatte ein Standvisier für 200, eine kleine Klappe für 300 Meter und ein Leitervisier mit einem großen und durchbrochenen Schieber mit doppelter Kimme. Die untere Kimme des Schiebers gibt die Elevation für die näheren Entfernungen bis 800 Meter, die obere für die weiteren bis 1200 Meter, wenn der Schieber auf die entsprechend nummerierten Teilstriche der Leiterbalken gestellt wird.



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